Anima und Animus.


C. G. Jung

Freuds berühmter Schüler C. G. Jung benannte als Anima den weiblichen Anteil im Seelenleben des Mannes. Als Animus bezeichnete er den männlichen Anteil, der vorwiegend unbewusst in der Frau wirkt.

Diese Anteile werden im Laufe der Entwicklung des Menschen eher unterdrückt oder abgelehnt.

Beispiele: Ein Mann weint nicht: Indianer kennen keinen Schmerz. Eine Frau wird nicht laut: Mädchen, die pfeifen und Hühnern, die krähen soll man den Hals umdrehen.

Besonders in Partnerschaften brechen diese unterdrückten Anteile irgendwann durch. Der verdrängte Animus treibt Frauen zu Wutausbrüchen. Die unterdrückte Anima treibt Männer in Trotzreaktionen. Natürlich kann es auch zu anderen Reaktionen kommen, die oft als unbeherrschbar erlebt werden.


Midlife-Crisis

Dieses Phänomen ist oft auch für die sogenannte Midlife-Crisis mit verantwortlich. Wir vermissen dann wesentliche Elemente im Leben, in einer Partnerschaft, etwa die "wahre Liebe" oder die Leidenschaft und versuchen diese eigentlich innere Leere mit einem neuen Partner oder Partnerin zu füllen. Einige Menschen haben sogar ihr ganzes Leben lang damit zu tun diese erlebte Unvollständigkeit mit wechselnden Partnerinnen oder Partnern zu füllen. Mit der Midlife-Crisis bietet sich die Gelegenheit die eigene Problematik im gereiften Alter zu beleuchten.

Jung meint, ein hohes Ziel im Leben eines Menschen sei es, diese verdrängten gegengeschlechtlichen Anteile zu integrieren und dadurch ein "ganzer Mensch" zu werden. Sich also selbst verantwortlich zu machen für das eigene Wohlergehen statt auf den passenden Deckel für den Topf zu hoffen. Eine Partnerschaft wird dann aus eigener Vollständigkeit erlebt und versinkt nicht in Eifersucht, Streit oder Machtkampf. Liebe wird zum fördernden Loslassen, Erweitern und nicht zur Beschränkung des anderen Menschen. Oder: Über die Dualität hinausgehen.


Was kann eine Familienaufstellung hier bewirken?

Eine Familienaufstellung kann diese verdeckten Anteile bewusst machen. Oft stammen sie aus der Sichtweise auf den eigenen Vater und / oder die eigene Mutter. Besonders dann, wenn man bestimmte Aspekte oder Eigenheiten eines Elternteils nicht akzeptieren mag oder kann.

Zumindest wird durch eine Aufstellung das Verständnis für die eigene Situation größer. Vielleicht kann man seine eigenen "Schwächen" sogar annehmen und später konstruktiv damit umgehen. Und sich selbst lieben. Was es viel einfacher macht die Partnerin oder den Partner zu lieben und so zu nehmen wie sie oder er ist.


NB: Ursprünglich stammt das Wort animus aus dem Lateinischen: Lebenskraft, Atem - das erste Prinzip des Lebens.